Die Sage von den Zwergen

Es geht die Sage, daß sich Zwerge in Essen-Überruhr, in der Nähe von Schulte Holtei's Hof, wo sich früher die alte ZecheTheodor befand, aufgehalten hätten. Zu der Behauptung kam man so:Vor langer, langer Zeit, im 11. Jahrhundert, bewirtschaftete ein jung verheirateter Bauer mit seinem Weib den Hof Schulte Holtei. Eines Tages, als der Bauer samt Gesinde auf dem Feld und seine Frau allein am Hofe war, kamen - laut der Sage- Zwerge und entführten sie. Der Bauer kam heim und fand alles verlassen vor. Er wartete einige Jahre, ließ dann nach langer, erfolgloser Suche seine Frau für tot erklären und heiratete zum zweitenmal.
Nach fünfzig Jahren, als niemand sich mehr an diesen Vorfall erinnerte, stand plötzlich ein greises, altes Weib am Hoftor, und gab sich als seine damals Jungvermählte zu erkennen. Sie sagte zu dem Bauern, daß sie vor mehr als fünfzig Jahren von Zwergen in die Berge von Überruhr verschleppt worden und nun zurückgekehrt sei. Der Bauer, der aber wiederverheiratet war, wollte von seiner ersten Frau nichts mehr wissen und verstieß sie. Daraufhin wurde die Alte nie wieder gesehen und blieb für immer verschollen.


Andrea Smidt, Essen
Abschrift aus
"Von Raubrittern und Kobolden! Sagen und Märchen des Ruhrgebiets"
erschienen im Verlag Pomp & Sobkowiak, Essen


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